Uveitis anterior- Regenbogenhautentzündung


Eine schwerwiegende Erkrankung mit vielen Auslösern.

Publiziert am 15. Januar 2022 von Dr. Sabine Sahr

4 min Lesezeit

Die Uvea (mittlere Augenhaut) ist eine gut durchblutete Schicht im inneren Auge. Sie besteht aus der Iris (Regenbogenhaut), dem hinter ihr liegenden Strahlenkörper (Ziliarkörper) und der Aderhaut (Choroidea) im hinteren Auge. Bei einer Uveitis anterior liegt eine Entzündung der vorderen Anteile, also der Iris und des Ziliarkörpers, vor. Diese Erkrankung ist sehr schmerzhaft und bedroht das Sehvermögen. Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind sehr wichtig.

Auslöser

Eine Uveitis anterior kann verschiedene Ursachen haben. Diese lassen sich vor allem in 3 wesentliche Komplexe einteilen:

  • Trauma
  • Innere Erkrankungen
  • Autoimmun

Trauma: Ein stumpfes Trauma zB durch einen Ball oder einen Stoß kann eine Augapfelerschütterung mit Uveitis anterior zur Folge haben. Da diese Entzündung folgenschwer sein kann, ist eine schnelle Therapie sehr sinnvoll. Bei schwächeren Traumata können die Symptome eher unauffällig sein und zunächst übersehen werden.

Innere Erkrankungen: Häufig liegt einer Uveitis eine innere Erkrankung ursächlich zugrunde. Dabei kann es sich um Entzündungen im Körper handeln wie beispielsweise eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Gebärmuttervereiterung (Pyometra) oder eine Zahnwurzelentzündung. Häufig sind auch Infektionserkrankungen wie beispielsweise beim Hund die Toxoplasmose, Neosporose, Leptospirose und durch Zecken übertragene Erkrankungen (Ehrlichiose, Anaplasmose) u.a.. Ursache für eine Uveitis. Bei der Katze stehen häufig die Infektionserkrankungen Fip, Felv, Fiv, Encephalitozoon cuniculi und Toxoplasmose im Zusammenhang mit einer Uveitis. Leider muss bei einer Uveitis auch abgeklärt werden, ob eine Tumorerkrankung vorliegt.

Autoimmun: Das eigene Immunsystem kann durch eine fehlgerichtete Reaktion eine Uveitis auslösen. Dies kann im Zusammenhang mit anderen autoimmunen Erkrankungen oder isoliert auftreten.

Symptome

Betroffene Tiere zeigen ein zugekniffenes Auge aufgrund der Schmerzhaftigkeit der Erkrankung. Typischerweise erscheint das Auge getrübt und gerötet. Häufig ist die Pupille auf der betroffenen Seite eng. Das Auge kann tränen und die Nickhaut kann vorgefallen sein. Bei Katzen fällt häufig eine dunklere Augenfarbe auf der betroffenen Seite auf. Die Iris ist gerötet und geschwollen, was nur bei Tieren mit heller Augenfarbe für den Besitzer sichtbar sein kann. Bei Katzen sind manchmal weißliche ‘Flocken’ in der vorderen Augenkammer das einzige Anzeichen. Solange nur der vordere Augenabschnitt entzündet ist, treten keine wesentlichen Seheinschränkungen auf.

Hundeauge mit Glaukom

Abb. : Typische Uveitissymptome: geschwollene, gerötet Iris, Sekrete in der vorderen AUgenkammer, trübe Hornhaut.

Diagnose

Die Diagnose wird bei der Augenuntersuchung durch die Anamnese und das Erscheinungsbild gestellt. Im Anschluss daran, erfolgt häufig Diagnostik zur Ursachenfindung. In der Regel wird eine allgemeine klinische Untersuchung des Tieres sowie eine Blutuntersuchung durchgeführt. Manchmal werden noch Röntgenuntersuchungen des Brustkorbes und Ultraschalluntersuchungen des Bauches notwendig, um weitere Erkrankungen auszuschließen.

Therapie

Die Uveitis anterior wird mit entzündungshemmenden kortisonhaltigen und kortisonfreien Augenmedikamenten behandelt. Zusätzlich wird mithilfe von Augentropfen die Pupille weitgestellt, um einen schmerzlindernden und entzündungshemmenden Effekt zu erzielen. Ergänzend werden häufig systemisch entzündungshemmende Medikamente verabreicht und teilweise auch ein Antibiotikum. Die Uveitistherapie muss ausreichend lange fortgesetzt werden, um Rückfälle zu vermeiden. Die meisten Patienten müssen mehrere Wochen behandelt werden. Bei immunbedingten Entzündungen ist sogar häufig eine lebenslange, niedrig dosierte Therapie mit Augentropfen notwendig.

Komplikationen

Im Lauf der Uveitis können verschiedene Komplikationen den Verlauf beeinflussen.

Glaukom

Die häufigste Komplikation einer Uveitis ist das Glaukom. Dabei steigt der Augeninnendruck an und kann innerhalb weniger Stunden die Netzhaut und damit das Sehvermögen irreparabel schädigen. Außerdem ist das Glaukom eine schmerzhafte Erkrankung. Aus diesem Grund wird bei jeder Kontrolluntersuchung einer Uveitis der Augeninnendruck gemessen. Da sich das Glaukom häufig rapide entwickelt, sollte jede plötzliche Verschlechterung unverzüglich abgeklärt werden.

Synechien – Verklebungen - Verwachsungen

Eine ebenfalls häufige Folge einer inneren Augenentzündung ist die Verklebung der Iris (Regenbogenhaut) mit der Linse. Dies führt dazu, dass die Pupille nicht mehr richtig rund und weniger frei beweglich ist. Ist die Verklebung klein, resultieren keine merklichen Einschränkungen. Haben sie ein größeres Ausmaß, können sie zum Glaukom führen.

Bleibendes Hornhautödem - Endotheldystrophie

Seltener und vor allem bei älteren Hunden, kann nach überstandener Uveitis eine Hornhauttrübung bestehen bleiben. Diese kommt durch die mangelnde Regenerationsfähigkeit der sog. Endothelzellen zustande. Die Trübung kann sich auf eine kleine Stelle begrenzen oder auch die gesamte Hornhaut betreffen. Je nach Ausmaß ist bei diesen Hunden eine gesonderte Therapie notwendig.

Glaskörpertrübungen

Im Rahmen einer Uveitis können sich seltener auch Entzündungsprodukte im Glaskörperraum (hinter der Linse) ansammeln und dort zu bleibenden Trübungen führen. Wenige kleine Trübungen führen zu keiner merklichen Beeinträchtigung des Sehvermögens.

Uveitis posterior- Netzhautablösung

Manchmal breitet sich die Entzündungsreaktion des vorderen Abschnittes auf den hinteren Abschnitt aus (Uveitis posterior, Chorioretinitis). Diese Entzündung geht häufig mit Einschränkungen des Sehvermögens einher und kann zu einer Netzhautablösung führen.

Prognose

Die Prognose richtet sich nach der Ursache, dem Ausmaß und der rechtzeitigen Therapie. Die durch ein stumpfes Trauma bedingte leichte bis mittelschwere Uveitis ist in der Regel nach erfolgreicher Therapie vollständig ausgeheilt. Autoimmunbedingte Entzündungen bedürfen einer lebenslangen Therapie und können sich schubweise verschlechtern. Das Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms im Laufe der Zeit ist gegeben. Regelmäßige Kontrollen und Anpassungen der jeweiligen Therapie sind notwendig. Hier ist die Prognose vorsichtig. Die Langzeitprognose bei einer Uveitis mit Glaukom ist leider vorsichtig bis ungünstig.