Wenn Pollen und Milben die Hundeaugen jucken lassen...
Publiziert am 12. Oktober 2021 von Dr. Sabine Sahr
3 min Lesezeit
Bei langanhaltenden und teils therapieresistenten Bindehautentzündungen, sollte an eine allergische Ursache gedacht werden.
Die allergische Konjunktivitis wird meistens von Pollen und Milben, seltener von Schimmelpilzen ausgelöst. Auch Futtermittelallergien können die Bindehäute teilweise mit beeinträchtigen.
Typisch für eine allergische Konjunktivitis sind gerötete, tränende und häufig juckende Augen. Die Tiere reiben viel mit den Pfoten über die Augen oder reiben die Augen an Kissen und Teppichen. Bei Pollenallergien kann oft eine Saisonalität mit Verschlechterung ab dem Frühjahr auffallen, während Milbenallergiker eher ganzjährige Probleme haben.
Manch ein Patient wird auch mit einem Entropium des Unterlides vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Einrollung des Lides, die durch die dauerhafte Entzündung und das anhaltende Zukneifen der Lider erzeugt wird. Dabei entsteht ein Spasmus, der letztendlich zum Entropium und Reiben von Fell auf der empfindlichen Hornhaut führt.
Hinweise kann bereits das klinische Bild bei der Augenuntersuchung geben. Gemeinsam mit der Anamnese über den Verlauf der Erkrankung und mögliche zusätzliche Hautprobleme im Bereich der Ohren, Pfoten oder am Bauch, kann ein Verdacht auf eine allergische Konjunktivits entstehen. In diesem Fall kann mithilfe einer Blutuntersuchung ein Allergietest auf Milben (Futter- und Hausstaubmilbe), Pollen oder Schimmelpilze durchgeführt werden.
Eine schnelle und effektive medikamentelle Behandlung der Bindehautentzündung ist wichtig, um Folgeerkrankungen, wie ein Entropium zu vermeiden. Dies geschieht mit entzündungshemmenden Augentropfen und ggf. zusätzlich mit antiallergischen Tabletten (zB Cetirizin). Dies allein reicht in den meisten Fällen aber nicht aus. Die zugrundeliegende Allergie sollte ebenfalls behandelt werden. Hier kann beim Hund eine Desensibilisierungsbehandlung große Erleichterung bringen.
Die reine Pollenallergie verhält sich streng saisonal und zeitlich begrenzt. Deshalb kann eine medikamentelleTherapie in der Pollenflugzeit ausreichend sein. Bei langanhaltenden und schweren Symptomen ist aber eine Desensibilisierung ratsam.
Reine Futtermittelallergien fallen häufig durch andere Symptome wie Durchfall, Flatulenz und Erbrechen auf. Die Bindehaut muss nicht betroffen sein. Mithilfe der Eliminationsdiät erfolgt die Diagnose, Bluttests eignen sich nur eingeschränkt für die Diagnostik. Die Therapie besteht aus einer dauerhaften und konsequenten Futterumstellung.
Die Hausstaubmilben (Dermatophagoides farinae und D. pteronyssinus) und die Vorrats- bzw. Futtermilben (v.a. Acarus siro und Tyrophagus putrescentiae) sind häufige Auslöser von Allergien.
Futtermilben finden sich auf Körnern, Getreide, Käse, Mehl u.a. Lebensmitteln. Auch Heu und Stroh sowie Hausstaub sind stark befallen. Selbst auf Möbeln sind sie zu finden. Unsere Haustiere kommen in der Regel über ihre Trockenfuttermittel mit den Milben in Kontakt. Die Allergie wird durch die Milbe an sich und deren Kot hervorgerufen.
Eine einfache Methode, die Milbenlast zu reduzieren, ist das Einfrieren der Futtermittel für mindestens 3 Tage. Praktikabel wäre dabei die direkte Aufbewahrung der Abpackungen im Tiefkühler. Die Milben sterben ab und ihre Vermehrung wird gebremst. Die abgestorbenen Milben können aber weiterhin allergische Reaktion auslösen. Deshalb ist es effektiver, auf Nassfutter umzustellen. Die Milbenbelastung durch Möbel und Staub ist aber unvermeidbar. Bei einigen Allergikern ist die Futterumstellung bereits ausreichend. Ist dies nicht der Fall, sollte eine Desensibilisierungsbehandlung begonnen werden.
Hausstaubmilben finden sich fast überall im Haushalt auf Textilien und den Haustieren selbst. Allergen wirkt v.a. der Milbenkot. Die üblichen Maßnahmen zur Vermeidung von Hausstaubmilben sind leider nur begrenzt effektiv. Eine Desensibilisierungsbehandlung ist in den meisten Fällen angezeigt.
Im Anschluss an den Allergietest, wird eine Injektionslösung erstellt, die die betroffenen Allergene enthält. Diese werden dann in ansteigender Dosierung und abnehmender Frequenz unter die Haut injiziert, so dass das Immunsystem lernt, weniger auf das Allergen zu reagieren. Die Behandlung erfolgt über einen langen Zeitraum bzw. häufig sogar lebenslang. In der ersten Zeit sind die Injektionen wöchentlich notwendig, anschließend zweiwöchentlich und letztlich monatlich. Die Patienten tolerieren die Behandlung, die vom Besitzer in häuslicher Umgebung selbst durchgeführt werden kann, in der Regel problemlos.