Konjunktivitis follicularis - Junghundbindehautentzündung


Abwarten oder therapieren?

Publiziert am 8. November 2021 von Dr. Sabine Sahr

2 min Lesezeit

Hierbei handelt es sich streng genommen nicht um eine Erkrankung. Die Konjunktivitis follicularis ist eine häufige Reaktion der Bindehaut junger Hunde auf die unbekannten täglichen Umweltreize. Bei den meisten Hunden verläuft sie symptomlos. Bei einigen Patienten führt sie aber zu klinischen Problemen.

Auslöser

Ausgelöst wird die Junghundbindehautentzündung von Umwelteinflüssen wie Pollen und Staub. Mit diesen und anderen Umweltallergenen setzt sich das Immunsystem der jungen Bindehaut auseinander und lernt sie so kennen. Symptome entwickeln sich eher bei jungen Hunden mit lockeren, weiteren Augenlidern, in die Stäube und Pollen leichter und in größerer Menge hineingelangen können.

Symptome

Wenn Symptome auftreten, gehen sie vor allem mit Rötung und Schwellung der Bindehaut einher. Betroffene Hunde zeigen wässrigen oder schleimigen, teils auch eitrigen Augenausfluss. Seltener kneifen Patienten auch die Augen zusammen.

Diagnose

Die Diagnose wird bei der Augenuntersuchung durch die Anamnese und das Erscheinungsbild gestellt. Die Erkrankung hat ihren Namen Konjunktivitis follicularis von ihrem typischen Erscheinungsbild. In den Bindehautsäcken und hinter der Nickhaut sind viele keine Follikel zu sehen. Dabei handelt es sich um bläschenförmige Ansammlungen von Immunzellen. Bei der Untersuchung müssen andere möglicherweise ursächliche Augenerkrankungen ausgeschlossen werden.

Therapie

Grundsätzlich hat die Therapie eine Linderung der Symptome, keine vollständige Eliminierung der Junghundbindehautentzündung zum Ziel! Es handelt sich nämlich um eine selbstlimitierende Erkrankung, die in der Regel zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr von selbst verschwindet. Starke Symptome sollten aber ernst genommen und behandelt werden, da sie Komplikationen verursachen können. Bleibt eine starke Bindehautentzündung längere Zeit unbehandelt, kann daraus ein sog. spastisches Entropium resultieren. Dabei rollen sich die Augenlider nach innen ein und Haare reiben auf der Hornhaut. Dieser Zustand ist häufig nur noch chirurgisch zu beheben.

Medikamentelle Behandlung: Häufig ist die Verabreichung von reinigenden, benetzenden Augentropfen wie beispielsweise panthenol- oder hyaluronhaltige Augentropfen ausreichend. Ziel ist die Befreiung der Bindehaut von Schmutzbestandteilen und damit eine Linderung. Die Tropfen sind nach den Spaziergängen und vor dem Schlafen am effektivsten. Die Behandlung kann nach Bedarf über einen längeren Zeitraum, bis zur anhaltenden Besserung, fortgeführt werden. Es ist empfehlenswert, konservierungsmittelfreie Präparate zu verwenden. Liegt eine ausgeprägte Bindehautentzündung mit umfangreicher Follikelbildung vor, ist eine initiale mehrwöchige Therapie mit entzündungshemmenden (i.d.R. kortisonhaltigen) Augentropfen sinnvoll. Bei eitrigem Ausfluss wird kurzfristig ein Antibiotikum ergänzt.

Chirurgische Behandlung: Die chirurgische Therapie ist eine sog. Kürretage (Auskratzung) und extrem selten notwendig. Dabei werden mit einem scharfen Löffel die Follikel von der Bindehaut entfernt. Diese Therapieform sollte schwerwiegenden Fällen vorbehalten bleiben, bei denen die Follikel selbst einen mechanischen Reiz darstellen.

Verlauf/ Prognose

Die Konjunktivitis follicularis hat eine sehr gute Prognose. Die Symptome können in der Regel mit spülenden Augentropfen gelindert und kontrolliert werden bis die Selbstheilung mit 1-2 Jahren eintritt. Bei einigen, etwas stärker betroffenen Patienten, sind wiederholte Behandlungen mit antibiotika- und/oder entzündungshemmenden Augentropfen bis zur endgültigen Besserung notwendig. Bleiben aber über die üblichen Altersgrenzen hinaus Beschwerden bestehen, sollte eine Allergieabklärung hinsichtlich Pollen- und Milbenallergien eingeleitet werden.

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